Alvar Aalto, iittalas Ikone

Alvar Aalto, der Architekten-Gott, steht in Finnland wie kein zweiter für den Wiederaufbau nach dem Krieg. Er ist auch einer der ganz großen Designer bei iittala und setzte zusammen mit seiner Frau Aino Aalto und seinem Design-Kollegen Kaj Franck den Grundstein für den internationalen Durchbruch von iittala.
Bis heute hält diese Verbindung zwischen Alvar Aalto und iittala. Warum? Genau, die Aalto-Vase. Seine Ikone, der Design-Klassiker, den iittala seit den 1930ern ununterbrochen herstellt.
Und so kamen die beiden zusammen:

Alvar Aaltos Aalto-Vase, auch Savoy-Vase genannt. Sie wird von iittala produziert, die dieses Jahr 140-jähriges Jubiläum feiern und HARTOG Berlin feiert mit.

Die Savoy-Vase, auch Aalto-Vase 

Im Jahr 1936 schrieb die Glashütte Karhula-Iittala - damals war iittala nicht eigenständig - einen Glasdesign-Wettbewerb aus, für den das Ehepaar Aalto (ja, sie ist nicht alleine Alvars Werk, aber dazu später mehr) eine Vase einreichte. Diese Vase, genannt Savoy-Vase, wurde ursprünglich für das Interieur des Restaurants Savoy in Helsinki entworfen. Und ihr Triumphzug begann:
Sie gewann nicht nur den Wettbewerb, sondern wurde ein Jahr später auch auf der Weltausstellung in Paris präsentiert und ist seitdem ein Erfolgsschlager. Mit dieser Vase gewann iittala enorm an Bekanntheit. 

Die Savoy-Vase trägt die zweite Bezeichnung Aalto-Vase, was nicht nur wegen des Namens der Designer passt, sondern auch aufgrund der Bedeutung des Wortes Aalto: Übersetzt aus dem Finnischen heißt es Welle. Und eben die Wellen-Form der Vase zeigt die Verbundenheit Aaltos mit der Natur und erinnert  an die vielen Seen Finnlands. 
Die im Vergleich zur damals typischen Üppigkeit sehr schlichte Vase stellte ein Statement für Moderne dar und wurde zum Symbol für finnisches Design.
Durch ihre organische Form fallen besonders Tulpen wunderschön darin, doch auch ohne Blumen ist das Design-Stück ein Augenschmeichler.   

Bis heute wird jedes Stück mundgeblasen und ist ein Unikat mit unterschiedlichen Wandstärken und Lufteinschlüssen. Die Gussformen bestehen inzwischen nicht mehr aus Holz, sondern aus Stahl, wodurch glattere Oberflächen möglich sind. 
Die Vase ist heute in unterschiedlichen Höhen, Farben und Form-Varianten erhältlich. Doch der Klassiker ist und bleibt die Savoy-Vase. 

Wussten Sie, dass...

  • ... die Aalto-Vase ein typisches Hochzeits-Geschenk in Finnland ist? 
  • ... die Vasen in den 1960er-Jahren noch per Schiff über die Ostsee eingepackt in Lammwolle in Holzkisten zu HARTOG nach Berlin kamen? 
  • ... das Original die durchsichtige Vase in der Höhe 160mm ist? 
Verschiedene Höhen und Farben der Aalto-Vase, auch Savoy-Vase genannt. Produziert von der finnischen Marke iittala, die 140-jähriges Jubiläum feiern und HARTOG Berlin feiert mit!

Der Wellen-Architekt 

Alvar Aalto lebte von 1898 bis 1976 und war ein Vertreter der Moderne. Er war Architekt, Künstler und Designer, für den der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Zentrum seiner Entwürfe stand.

Aalto studierte in Helsinki Architektur. Zwei Jahre nach seinem Abschluss gründete er 1923 sein erstes Architekturbüro. Hier lernte er Aino Marsio kennen und lieben, die beiden heirateten 1924. Das Paar hatte 2 Kinder. Aino und Alvar reisten viel, vor allem in Europa und den USA. Sie standen in ständigem Austausch mit internationalen Vertretern des Modernismus.
Aino und Alvar entwarfen gemeinsam Gebäude, Glaswaren und Möbel. 1935 gründet das Ehepaar Aalto mit zwei Bekannten die Firma Artek. Aino und Alvar entwarfen Möbel und Einrichtungsgegenstände für Artek, die die Firma bis heute vertreibt. Durch Artek wurde es den Aaltos möglich, auch die Innengestaltung ihrer Gebäude umzusetzen. 
Aino war Chefdesignerin und Managerin bei Artek. Da die beiden Hand in Hand arbeiteten, lässt sich bis heute schwer sagen, wer welchen Anteil an den Entwürfen bewirkte. Eigentlich sind es Gemeinschafts-Erfolge, die sie hatten. Die Aaltos gewannen viele Wettbewerbe und Alvar erhielt in den 1940ern eine Professur am MIT.
1948 beendete er die Lehrtätigkeit und kehrte zurück nach Finnland, da Aino schwer erkrankt war. Ihr Tod Anfang 1949 war ein schwerer Schlag für ihn.
In Elissa Mäkiniemi, die ebenfalls bei Alvar im Atelier arbeitete, fand er 1952 seine zweite große Liebe und Ehefrau. Sie unterstützte ihn in seiner produktivsten Schaffens-Periode während der 1950er Jahre als Architektin. Seit dieser Zeit erhielt Alvar Aalto weltweit Auftagsarbeiten und Ehrungen.
Und obwohl Elissa stets im Schatten ihres Mannes und in dem von Aino Aalto stand, war ihr Beitrag zum Werk des Architekten enorm. Seit den 1960er Jahren hatte sie die künstlerische Leitung für das gesamte Ateiler übernommen und managte es nach Alvar Aaltos Tod 1976 bis zum Abschluss aller offenen Bauprojekte.

Der finnische Designer und Architekt Alvar Aalto, der für iittala die Savoy-Vase, aka Aalto-Vase, geschaffen hat.

Im Unterschied zu seinen europäischen Kollegen entwarf Alvar an den Menschen angepasste, organische und geschwungene Formen. Denn ihm war der Einfluss der Natur auf den Menschen sehr bewusst und er wählte auch Materialien und Farbgebungen naturnah. Im Vergleich dazu wirkt die Bauhaus-Architektur der Moderne sehr kühl, Alvars Formen hingegen human. Die Welle setzte sich durch. 
Alvar Aaltos Maßstab war der Mensch, physisch und sozial, dessen Befürnisse und Traditionen. So wurde er zum Pionier des organischen Baus. 

"Moderne Architektur bedeutet nicht, dass man unter allen Umständen neue Materialien einsetzt; das Wichtigste ist, mit entsprechenden Materialien eine humanere Form zu finden." Alvar Aalto

Bei seinen Entwürfen war für Alvar Aalto zentral, wie man etwas Modernes bauen kann, das gleichzeitig an etablierte Lebensweisen anknüpft. So verknüpfte er moderne Elemente mit traditionellen Formen und Anordnungen.

Wussten Sie, dass...

  • ... Aalto ein typischer Nachname in Finnland ist?
  • ... Alvar Aalto in Finnland ab den 1960er Jahren als Dinosaurier galt und alle finnischen Architekten sich stark von ihm abgrenzen mussten, wenn sie nicht als seine Kopien gelten wollten?
  • ... seine Zeitgenossen Alvar Aalto als unglaublich charismatisch beschrieben?

Die Interbau 

Haben Sie Aalto schon einmal (neben der Aalto-Vase natürlich) in Berlin erlebt? Ja, das ist möglich, denn direkt am Hansaplatz steht das von Aalto entworfene Scheibenhochhaus namens Etagenwohnhaus Hansaviertel. Aalto plante es für die Interbau 1957, eine Bau-Ausstellung, deren Ziel es war, das im Krieg zerstörte Hansaviertel modern und offen wieder zu bebauen.
Die Entwürfe waren als Kinder ihrer Zeit ideell aufgeladen. Die nicht hierarchische und landschaftliche Gestaltung etwa repräsentierte die freiheitliche westliche Gesellschaft und den Fortschritt (ja, das Konkurrieren zwischen Ost und West begann). Die Beiträge weltweit bekannter Architekten galten als Zeichen der internationalen Unterstützung. Neben Aalto wirkten auch Architektur-Größen wie Arne Jacobsen, Egon Eiermann und Oscar Niemeyer  mit. 
Und was machte Alvar Aalto? Genau, er fand eine humane Architektur-Sprache für ein Hochhaus in der Stadt. So schuf er für viele Menschen (sein Gebäude hat 8 Etagen und 78 Wohnungen) an deren Bedürfnisse angepassten Wohnraum.

Alvar Aalto in Berlin: Das Etagenwohnhaus Hansaviertel.


Von außen nach innen:

Die Lage
Das Gebäude steht auf einer grünen Fläche, die an vielen Stellen den Blick in Bäume erlaubt. Die Ostseite grenzt an den Hansaplatz, der Austausch und Treffen ermöglicht.

Die Aufteilung
Aalto teilte das Gebäude in zwei Treppenhäuser auf, um die Anzahl der Einheiten pro Wohnblock überschaubar zu halten. Rund um die Treppenhäuser gliedern sich unterschiedlich große Wohnungen.

Der Eingangsbereich
Das Erdgeschoss ist zwischen den beiden Treppenhäusern frei. So schafft es einen überdachten Eingangsbereich und eine Verbindung zwischen dem vorderen und dem hinteren Hof. Der Eingangsbereicht wirkt einladend, denn er ist bei Regen trocken und durch seine Offenheit hell. Sitzbänke erlauben es, sich auszuruhen und ein von Aalto entworfenes Deckengemälde in Wellen-Form schafft eine angenehme Atmosphäre.

Die Privatheit
Um die Balance zwischen Gemeinschaft und Privatheit in einem Hochhaus in der Stadt zu schaffen, entschied sich Aalto für helle Treppenhäuser und nach innen gezogene Balkons. Die sind nicht einsehbar und ermöglichen so Privatsphäre. Gleichzeitig schaffen sie einen natürlichen Übergang von innen nach außen.

Der Allraum
Aalto führte im Zentrum der Grundrisse der Wohnungen einen Allraum ein. Der ist vielseitig nutzbar, je nach Bedarf als Wohn- beziehungsweise Arbeitsbereich oder auch als Spielzimmer.

Wussten Sie, dass...

  • ... die Interbau auch als Antwort West-Berlins auf den Wiederaufbau der Stalinallee in Berlin-Friedrichshain der DDR galt?

  • ... die Adresse des Aalto-Hauses die Klopstockstraße 32 ist und somit mit dem Fahrrad nur 10 Minuten von HARTOG entfernt liegt?

  • ... Aalto selbst am Original des Deckengemäldes im Eingangsbereich mitmalte, weil der Berliner Senat den von Aalto vorgesehen Künstler Joan Miró für zu teuer empfand? 

Alvar Aalto in Berlin: Das Etagenwohnhaus Hansaviertel. Deutlich sichtbar sind die innenliegenden Balkone und die Aufteilung in zwei Treppenhäuser.  Alvar Aalto in Berlin: Das Deckengemälde im Eingangebereich malte Aalto im Original selbst mit. Es ist wellenförmig und in dunklem blau.   Alvar Aalto in Berlin: Das Etagenwohnhaus Hansaviertel liegt am Hansaplatz umgeben von Grün.

 

 

Quellen

Botschaft von Finnland, Berlin: Ausstellung in den Schaukästen am Aalto-Haus. 

Lahti, Louna: Aalto. Köln 2015.

https://www.arte.tv/de/videos/069927-000-A/alvar-aalto-finnlands-grosser-architekt/

https://deu.archinform.net/stich/543.htm

https://www.iittala.com/de/de/collections/iittala/alvar-aalto-collection/c/alvar-aalto-collection/intro

https://www.iittala.com/de/de/designers/aino-aalto-designer/c/aino-aalto-designer/intro

https://www.iittala.com/de/de/designers/alvar-aalto/c/alvar-aalto/intro